Gold-Kandidat Schubert: "Eine Frage der Schmerzgrenze"

"Heute": Klettern ist erstmals olympisch. Großes Aber: Es gibt nur einen Medaillensatz, die Disziplinen Speed, Bouldern und Vorstieg werden als Kombination gewertet. Ist das fair?

Jakob Schubert: "Schwer zu sagen. Es ist eine Kompromiss-Lösung. Die Ergebnisse werden multipliziert, am Ende gewinnt der mit den wenigsten Punkten. Herumrechnen und Taktieren wird aber nicht viel bringen."

Wie gut sind Sie in den jeweiligen Teil-Disziplinen?

"Speed ist meine Schwäche. Da geht es darum, nicht Letzter zu werden. Es ist einfach komplett was anderes. Da geht es rein ums Tempo, nicht um Schwierigkeit. In den anderen Disziplinen habe ich schon Weltcups gewonnen. Vorstieg ist sicher meine Stärke, da wurde ich bereits zwei Mal Weltmeister. Die meisten Olympia-Starter sind Boulder-Spezialisten. Da muss man aufpassen, nicht durchgereicht zu werden."

Sie sind einer der Gold-Kandidaten. Verspüren Sie Druck?

"Olympia ist schon nochmal eine Stufe höher als andere Großevents. Aber es bringt nichts, sich einzureden, dass es der wichtigste Wettkampf ist. Man muss ihn angehen wie jeden anderen auch. Das erste Ziel ist mal, die Quali zu überstehen und das Finale der Top acht zu erreichen. Natürlich möchte ich mit einer Medaille heimfliegen."

Die Finger sind für Kletterer das größte Kapital. Achten Sie vor Wettkämpfen besonders auf den Zustand der Hände?

"Man schaut schon, dass man mit einer guten Haut antritt, sich im Training nicht vernichtet. Die extreme Luftfeuchtigkeit hier in Tokio ist eine besondere Herausforderung für die Hände. Das sind die zachsten Bedingungen, unter denen ich je geklettert bin."

Stimmt es, dass Sie Klimmzüge mit einem Finger beherrschen?

"Ja, das würde funktionieren. Es ist keine Frage der Kraft, sondern eine der Schmerzgrenze."