Zwei-Klassen-Medizin

Krankes System: Viel mehr Privatärzte als Kassenärzte

Viele Österreicher sind frustriert: Auf einen Termin beim Kassenarzt müssen sie oft wochenlang warten - beim teuren Privatarzt geht's sofort.

Newsdesk Heute
Krankes System: Viel mehr Privatärzte als Kassenärzte
Wer nicht wochenlang auf einen Facharzttermin warten kann, muss Bargeld locker machen.
Getty Images/iStockphoto (Symbolbild)

Wer kennt es nicht: Man wacht mit Schmerzen auf, braucht dringend einen Arzt und meldet sich beim Kassenarzt. Doch was früher "das beste Gesundheitssystem der Welt" war, ist in vielen Gebieten zur absoluten Mangel-Dienstleistung geworden. Ein Anruf bei einem Facharzt mit Kassenvertrag endet meist im Frust und der Antwort, man hätte erst in einigen Wochen einen freien Termin.

Frauenärzte: Termine erst in einem Monat

Konkretes Beispiel: Eine Untersuchung vom Jänner 2024 zeigt, Frauen müssen im Durchschnitt fast einen ganzen Monat lang auf einen Frauenarzt-Termin warten. Und das, obwohl wir alle einen beträchtlichen Teil unserer Einnahmen an die Krankenkasse abführen.

Natürlich: Wer bereit ist für einen Wahlarzt zu bezahlen, der kann schon wenige Stunden oder Tage später in der Ordination den Arzt konsultieren.

SPÖ: "Unser System ist am Kipppunkt"

"Unser Gesundheitssystem ist am Kipppunkt" heißt es aus der SPÖ. Basis dieser Behauptung ist eine Beantwortung des Gesundheitsministeriums. Inhalt: In vielen wichtigen Fachgebieten der Medizin gibt es weit mehr Privatärzte als Kassenärzte. Kein Wunder: Das Geschäft mit der Gesundheit ist äußerst lukrativ.

Bis zu 87 % der Fachärzte (in diesem Fall Chirurgen) öffnen nur gegen Cash ihre Ordinationen. Das zeigt die Tabelle unten. Die Daten zeigen die Fachrichtungen und wie viele Ärzte es davon österreichweit gibt. Das Auffällige: Hier gibt es bei jeder Disziplin mehr Wahlärzte als Kassenärzte – bei Orthopäden waren es z.B. im Vorjahr 259 Kassenärzte und 801 Wahlärzte. Das heißt, 76 % aller Orthopäden kann man nicht mit der E-Card besuchen.

Kucher: "Werden Gesundheitssystem stärken"

SPÖ-Klubobmann Philip Kucher sagt: "Unser Gesundheitssystem wird immer schlechter, statt besser. Die nächste Wahl wird eine Richtungsentscheidung. Wenn die SPÖ in Regierungsverantwortung kommt, werden wir das öffentliche Gesundheitssystem wieder stärken. Wenn nicht, droht es endgültig zu kippen."

Philip Kucher, SPÖ Klubobmann
Philip Kucher, SPÖ Klubobmann
Helmut Graf

Die Daten zeigen, dass wir jährlich Hunderte Millionen für Wahlärzte ausgeben. Für Kinderpsychiater waren es im Vorjahr 165 % mehr als noch 2017. Alleine für Gynäkologen zahlten Frauen 117,5 Millionen Euro.

Mitten im wichtigen Wahljahr fordert jetzt die SPÖ unter anderem: "Arzttermine binnen 14 Tagen", "Realisierung der versprochenen (Anm.: von Schwarz-Blau) Patienten-Milliarde", "Verdoppelung der Medizinstudienplätze".

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    <strong>20.05.2024: Helikopter-Wrack gefunden – Irans Präsident Raisi tot.</strong>&nbsp;<a data-li-document-ref="120037507" href="https://www.heute.at/s/helikopter-wrack-gefunden-irans-praesident-raisi-tot-120037507">Der verschollene Helikopter des iranischen Präsidenten wurde Montagfrüh nach stundenlanger Suche gefunden.</a>
    HANDOUT / AFP / picturedesk.com

    Auf den Punkt gebracht

    • Das österreichische Gesundheitssystem leidet unter einem Mangel an Kassenärzten, was zu langen Wartezeiten für Patienten führt
    • Daten zeigen, es gibt in vielen Fachgebieten mehr Privatärzte als Kassenärzte
    • Die SPÖ fordert Maßnahmen wie die Realisierung der versprochenen Patienten-Milliarde und die Verdoppelung der Medizinstudienplätze, um die Situation zu verbessern
    red
    Akt.