Profi-Tipps für Läufer

Marathon-Rekordmann Herzog: "Von Kebab rate ich ab"

Am Sonntag steigt der 41. Vienna City Marathon. Mit dabei: Peter Herzog. Österreichs Rekordmann verrät "Heute", wie eine schnelle Zeit zu laufen ist.

Erich Elsigan
Marathon-Rekordmann Herzog: "Von Kebab rate ich ab"
Peter Herzog quälte in der Vorbereitung eine hartnäckige Virus-Infektion. Am Sonntag will er dennoch mit guter Leistung überzeugen.
GEPA

Peter Herzog ist Österreichs schnellster Mann über die Marathon-Distanz. Im Oktober 2020 lief der Salzburger die 42,195 Kilometer lange Strecke in London in 2:10:06 Stunden.

Am Sonntag steht Herzog in Wien am Start. So ist der Plan. Denn in der Vorbereitung quälte ihn ein viraler Infekt, der den Trainingsplan gewaltig durcheinanderwirbelte. "Heute" sprach mit dem 36-Jährigen über gedämpfte Ziele, Schuhe, Nudeln, das perfekte Lauf-Wetter, Seitenstechen und Dominic Thiem.

"Heute": Herr Herzog, Sie waren angeschlagen. Lässt sich der Marathon auch ohne Training absolvieren?

Peter Herzog: "Auf jeden Fall. Ich muss einfach gesund an der Startlinie stehen. Ich habe ja vor meinem Infekt gut trainiert. Du kannst einen Virus-Infekt nicht abkürzen – genau wie einen Marathon nicht. Wenn du nicht topfit an der Startlinie stehst, bekommst du sehr schnell die Rechnung präsentiert. Es ist Marathon, es ist beinhart. Ich muss es mit Köpfchen machen."

Können Sie trotz allem den eigenen Rekord knacken?

"Nein, das möchte ich klar kommunizieren, die Erwartungshaltung ist gedämpft. Ich hatte die letzten eineinhalb bis zwei Jahre viele Probleme und mit Verletzungen zu kämpfen. Ich konnte an mein Leistungsniveau, das ich mir 2019/20 aufgebaut habe, nicht mehr anknüpfen. Letztes Jahr wäre es mir am liebsten gewesen, die Lauferei wäre sofort vorbei. Jedes Aufwärmen war von Schmerzen geprägt, das nimmt einem die Freude am Laufen. Ohne Freude ist man nicht leistungsfähig. Aber über die letzten Monate bin ich wieder frei geworden. Ich habe wieder Spaß am Schinden gefunden. Leider ist der blöde Infekt dazwischengekommen. Ziel ist daher nicht, in Wien Rekord zu laufen, sondern im Herbst so weit zu sein, um an Rekorde denken zu können. Ob ich am Sonntag 2:13 oder 2:17 laufe, ist nicht so wichtig. Man darf sich keine Wunderdinge von mir erwarten."

"Heute" fragt nach: Gespräche mit den Sport-Stars

Was verbinden Sie persönlich mit dem Vienna City Marathon? Waren Sie vor der Profi-Karriere als Hobby-Läufer dabei?

"Ja. Ich hab den City-Marathon schon als Kind vor dem Fernseher verfolgt. Da habe ich mir gedacht, das werde ich nie machen. Man sieht die Topläufer, wenn sie ins Ziel kommen und sich übergeben und erschöpft zusammenbrechen. Es hat mich dann doch irgendwann gepackt. Wien war der erste Marathon, den ich so halbwegs schnell gelaufen bin. Wien war der Start für meine Profi-Karriere. Es ist die größte österreichische Laufbühne, etwas ganz Besonderes. Das ganze Drumherum, das ganze Wochenende ist sehr speziell."

Ein wichtiger Faktor im Marathon-Sport sind die Schuhe. Mit welchen starten Sie?

"In Wien werde ich den Nike-Schuh nehmen, den Kelvin Kiptum in Chicago beim Weltrekord getragen hat. Aber es ändert sich von Jahr zu Jahr. Man nimmt meist das aktuelle Modell, wenn es für einen funktioniert. Aber nur weil jemand Rekord mit dem Schuh gelaufen ist, bedeutet nicht, dass man selbst damit schnell ist. Das Gefühl ist viel wichtiger."

Ohne Beine, mit Ananas, Exoten – so war der 40. Vienna City Marathon

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    Ohne Beine, mit Ananas, Exoten – so war der 40. Vienna City Marathon
    Ohne Beine, mit Ananas, Exoten – so war der 40. Vienna City Marathon
    Denise Auer

    Wie viele Paar Laufschuhe verbrauchen Sie während einer Saison?

    "Es variiert. Aber über das Jahr verteilt zwischen 15 und 20 Paar. Ein Tipp an Hobby-Sportler: Nicht zu lange mit dem gleichen Schuh laufen. Man glaubt, er ist noch gut, aber sobald man in ein frisches Modell steigt, merkt man, wie kaputt der andere Schuh schon war. Das ist eine große Gefahrenquelle. Man sollte den Schuh nicht zu sehr auslutschen, auch wenn er außen noch gut aussieht. Er gibt nicht mehr den Halt."

    Was viele Hobby-Läufer interessiert, ist die Ernährung. Was sollte man am Abend vor dem Marathon essen?

    "Das Grundprinzip ist: keine Experimente machen, das wäre kontraproduktiv. Einfach Nudeln mit Tomatensauce, da geht man auf Nummer sicher. Vor Schwammerl, Meeresfrüchten oder Kebab würde ich abraten. Esst nur das, was man gut verdauen kann. Es geht darum, langkettige Kohlenhydrate aufzunehmen."

    Und was gibt es am Marathontag zum Frühstück?

    "Auch hier gilt: Nur das essen, was man im Training ausprobiert hat. Ich habe es als Hobbysportler tatsächlich so gemacht, dass ich mir mit dem Gaskocher meinen Porridge gekocht habe. Ein guter Haferschleim mit Banane. Oder einfach ein Semmerl mit Marmelade fürs Völlegefühl. Beim Frühstück geht es nicht mehr um Gesundheit, da geht es nur um die Energieversorgung."

    Das Wetter entscheidet über gute und schlechte Zeiten mit. Welche Bedingungen sind optimal?

    "Acht Grad, bewölkt, windstill."

    Hören Sie Musik während des Laufens? Zumindest im Training?

    "Ich habe in den letzten Wochen damit begonnen, um neue Reize zu setzen, neue Eindrücke zu bekommen."

    Welche Musikrichtung?

    "Ich bin ein großer Hip-Hop-Fan, höre gerne R&B oder House-Remixes. Es muss ein Rhythmus drin sein – deshalb habe ich mit dem Musikhören auch begonnen. Wenn lässige Beats dabei sind, wirkt sich das auf das Laufen aus."

    Woran denken Sie bei einem Marathon? Auch an Dinge aus dem Alltag?

    "An einem guten Tag habe ich den absoluten Tunnelblick, da bin ich in meiner eigenen Welt, das ist ein geniales Gefühl. Wenn das Rennen zach wird, kann es schon sein, dass man an Dinge denkt, die nicht dazu passen. Sobald man abdriftet, ist es nicht optimal."

    Haben Sie einen Tipp gegen Seitenstechen?

    "Wenn es gar nicht mehr geht, kurz stehenbleiben. Für einen Hobbysportler ist es sicher besser, ein bisschen durchzuschnaufen und einen Reset zu machen. Wenn ich die ersten Anzeichen kriege, mache ich meine Hand lang, fahre unter dem Rippenbogen stark nach oben und drücke gegen das Zwerchfell. Das löst meistens die Muskelüberspannung. Auch als ich den Rekord gelaufen bin, habe ich die Hälfte des Rennens mit Seitenstechen zu kämpfen gehabt. Es gibt Bilder, wo ich mit der Hand unter dem Rippenbogen rauffahre. Die Leute daheim haben sich schon Sorgen gemacht."

    Haben Sie eine Lieblings-Laufgegend?

    "Am liebsten sind mir Wald- und Wiesenwege. Ich mag keine ewig langen Geraden, oder nur den Asphalt. Im Training laufe ich so viel wie möglich auf unbefestigten Wegen."

    Sie haben vor einigen Monaten in den Raum gestellt, dass 2024 Ihre letzte Saison sein könnte. Bleibt es dabei?

    "Letztes Jahr hat es keinen Spaß gemacht, da war ich nicht leistungsfähig. Da war für mich klar, ich höre nach 2024 auf. So wie es die letzten Wochen war, macht es aber wieder Spaß. Sollte ich zurückfinden und so laufen wie zu meinen besten Zeiten, mache ich weiter. Es ist ähnlich wie bei Dominic Thiem. Der war Nummer drei der Welt. Man misst sich an den eigenen Bestleistungen. Wenn man vom eigenen Potenzial weit weg ist, macht es keinen Spaß. Ich hoffe, es geht weiter."

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